In der dynamischen Landschaft der Unternehmenssoftware stehen Organisationen vor einer Fülle von Lösungen, um den Umgang mit ihren Daten zu automatisieren.
An vorderster Front steht das ERP-System, ein vielseitiger Alleskönner für die effiziente Gestaltung von Geschäftsprozessen. Mit dem rasanten Vormarsch des E-Commerce gewinnen auch PIM-Systeme zunehmend an Relevanz.
Ähnlich wie das ERP bietet das PIM eine unternehmensweit zugängliche Datenbank, was die Frage aufwirft: Wo liegen die Unterschiede zwischen diesen Systemen und ist es notwendig, beide parallel einzusetzen?
In diesem Beitrag gehen wir detailliert auf die Unterschiede zwischen PIM und ERP ein und zeigen mögliche Szenarien auf, in denen beide Systeme nicht nur nebeneinander existieren, sondern sich gewinnbringend ergänzen.
Definition PIM-System (Product Information Management)
Ein PIM-System ist eine zentrale Plattform zur Verwaltung marketingrelevanter Produktinformationen wie Produktbeschreibungen, technische Spezifikationen und digitale Assets. Als Single-Source-of-Truth integriert es Produktdaten aus unterschiedlichen Quellen an einer zentralen Stelle und ermöglicht so ein äußerst effizientes und ressourcenschonendes Datenmanagement.
Zu den Hauptfunktionen gehören die Konsolidierung, Verwaltung und Pflege von Produktdaten sowie deren gezielte Verteilung in verschiedene Ausgabekanäle.
Mit den Vorteilen eines PIM-Systems haben wir uns bereits in diesem Beitrag ausgiebig beschäftigt: PIM-Vorteile
Hier nochmal die wichtigsten Vorteile im Überblick:
- Unternehmensweiter Zugriff auf aktuelle und vollständige Produktdaten
- Geringeres Risiko von Fehlern und Inkonsistenzen
- Effiziente Workflows zur Datenpflege und -anreicherung
- Kürzere Time-to-market
- Konsistente Produkterlebnisse über alle Kanäle hinweg
Definition ERP-System (Enterprise Resource Planning)
Ein ERP-System ist eine betriebswirtschaftliche Softwarelösung, die sämtliche Kernprozesse eines Unternehmens in einem zentralen System bündelt, automatisiert und steuert. Dazu zählen unter anderem Finanzen, Personalwesen, Fertigung, Logistik, Services und Beschaffung.
Oft wird das ERP mit einem zentralen Nervensystem gleichgesetzt, da es alle Prozesse und Daten vereint, die für einen täglichen Geschäftsbetrieb notwendig sind.
Knapp 81 % der großen Unternehmen (> 250 Mitarbeiter) in Deutschland hatten im Jahr 2021 ein ERP im Einsatz und profitierten unter anderem von folgenden Vorteilen:
- Kontinuierlicher Überblick über gesamte Geschäftsabläufe
- Aktuelle und konsistente Daten im ganzen Unternehmen
- Zeit- und Kostenersparnis durch automatisierte Prozesse
- Effizientere Kommunikation und Zusammenarbeit
- Einfachere Entscheidungsfindung durch Echtzeit-Informationen
Vergleich: PIM vs. ERP
Auf den ersten Blick scheinen sich PIM- und ERP-Systeme in vielen Funktionsbereichen und den zugehörigen Vorteilen zu überschneiden.
Zum Beispiel:
- Zentrale Informationsverwaltung
- Unternehmensweiter Zugriff auf aktuelle Daten
- Automatisierte Prozesse
- Geringeres Fehlerrisiko
- Effiziente abteilungsübergreifende Zusammenarbeit
Bei näherer Betrachtung zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede in den Schwerpunkten und Funktionalitäten beider Systeme, die maßgeblich davon abhängen, welche Aspekte der Unternehmensführung im Fokus stehen – sei es die Verwaltung von Produktinformationen im Marketingkontext oder die umfassende Steuerung betrieblicher Abläufe.
Funktionsumfang
PIM
Ein PIM-System konsolidiert, verwaltet und bereichert Produktdaten auf einer zentralen Plattform und verteilt sie von dort aus an verschiedene Kanäle.
ERP
Der Kern eines ERP-Systems ist eine zentrale Datenbank, die die Funktionen verschiedener Geschäftsbereiche (z. B. Finanzen, Personal, Fertigung, Logistik, Services, Beschaffung usw.) unterstützt und verbindet.
Daten
PIM
PIM-Systeme übernehmen die Verwaltung marketingrelevanter Produktdaten wie Produktbeschreibungen, technische Spezifikationen und Media Assets.
ERP
Ein ERP-System integriert sowohl Stamm- als auch Transaktionsdaten aus vielfältigen Unternehmensbereichen wie z. B. Lagerbestände, Einkaufspreise und Lieferzeiten.
Unternehmensbereiche
PIM
PIM-Systeme werden vorwiegend von kundenorientierten Abteilungen genutzt:
- Produktmanagement
- Marketing
- Vertrieb
- E-Commerce
ERP
ERP-Systeme finden unternehmensweit Anwendung:
- Finanzen
- Personal
- Beschaffung
- Fertigung
- Logistik
- Service
- F&E
Ziel
PIM
Schaffung einer Single-Source-of-Truth für alle Produktdaten
ERP
Optimierung und zentrale Steuerung von Geschäftsabläufen
Der Vergleich zeigt, dass die Entscheidung nicht auf ein „Entweder-Oder“ hinausläuft, da sich die strategischen Schwerpunkte der beiden Lösungen deutlich unterscheiden. Zwar werden auch im ERP-System Produktdaten erfasst und verarbeitet, der Umfang dieser Daten ist jedoch deutlich geringer als in einem PIM-System. So ist das ERP nicht darauf ausgelegt, Attribute, digitale Assets oder Produktvarianten miteinander zu verknüpfen. Das PIM wiederum ist nicht in der Lage, die Komplexität des ganzheitlichen ERP-Ansatzes abzubilden.
So unterschiedlich ERP und PIM auch sind: Unternehmen können von einer Integration beider Systeme in hohem Maße profitieren.
Wie kann die Integration von ERP und PIM aussehen? - Ein Beispiel
Ein Fahrradhersteller nutzt ein ERP-System, um den gesamten Lebenszyklus seiner Fahrräder abzubilden - von der Beschaffung der Einzelteile über die Fertigung bis hin zur Lagerung und zum Verkauf. Im ERP-System kann jedes Fahrrad anhand eindeutiger Kriterien wie der Artikelnummer oder Bezeichnung identifiziert werden.
Diese Informationen sind für interne Zwecke ausreichend, bieten dem Verbraucher aber nur einen begrenzten Mehrwert. Ob auf der Website, im Webshop oder im Printkatalog - der Kunde benötigt detaillierte Beschreibungen und Bilder, um sich einen umfassenden Überblick über das Produktangebot zu verschaffen. Hier tritt das PIM-System in Aktion.
Das PIM-System als perfekte Ergänzung zum ERP:
- Grundlegende Stammdaten, wie die Bezeichnung und Artikelnummer können nahtlos aus dem ERP an das PIM übertragen werden. Dort werden die Daten mit kundenrelevanten Attributen wie technischen Spezifikationen, Farbvarianten und Bildern angereichert und automatisch an verschiedene Kanäle verteilt.
- Das PIM-System fungiert als kollaboratives Tool, das verschiedenen Abteilungen den gleichzeitigen Zugriff auf Produktdaten ermöglicht. Verschiedene Vorbereitungsprozesse können parallel ablaufen, was die Time-to-Market für neue Produkte erheblich verkürzt. Selbst wenn noch nicht alle Daten verfügbar sind, kann beispielsweise der Vertrieb einen Teil der Informationen nutzen, um das neue Produkt frühzeitig bei Kunden anzukündigen.
- Die Datensynchronisation zwischen ERP und PIM kann grundsätzlich in beide Richtungen erfolgen. So ist es auch möglich, neue Produkte initial im PIM anzulegen und erst dann in das ERP zu übertragen, wenn die Daten vollständig und das Produkt verkaufsbereit ist. Auf diese Weise werden bis zum Verkaufsstart keine unnötigen Ressourcen im ERP gebunden und alle Abteilungen können von Anfang an effizient an der Markteinführung mitarbeiten.
Fazit
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Zusammenspiel zwischen ERP und PIM zu gestalten. Dabei ist es essentiell zu bestimmen, welches System als führend gilt und somit die Datenhoheit innehat. Diese Entscheidung ist je nach Anwendungsfall individuell zu treffen. Grundsätzlich sind Unternehmen, die eine Integration von ERP und PIM realisieren, bestens gerüstet, um sowohl den internen als auch den externen Anforderungen an aktuelle Produktinformationen mehr als gerecht zu werden.
Haben Sie Fragen zur Integration von PIM und ERP in Ihrem Unternehmen? Dann kontaktieren Sie uns! Unser VeloPIM-Team hilft Ihnen gerne weiter.